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EU-Studie: Mehr IT an Schulen

Die Vermittlung von Computerkompetenz, unternehmerischer Kompetenz und Bürgerkompetenz in der Schule ist von grundlegender Bedeutung für die Vorbereitung junger Menschen auf den Arbeitsmarkt von heute – laut einem neuen Bericht der Europäischen Kommission tragen die Schulen jedoch diesen bereichsübergreifenden Kompetenzen noch immer nicht ausreichend Rechnung, verglichen mit Grundkompetenzen wie Lesen und Schreiben, Mathematik und Naturwissenschaften. Dieses Problem hängt zum Teil mit Schwierigkeiten bei der Bewertung zusammen. So gibt es lediglich in elf europäischen Ländern (Flämische Gemeinschaft in Belgien, Bulgarien, Estland, Irland, Frankreich, Lettland, Litauen, Malta, Polen, Slowenien und Finnland) einheitliche Verfahren zur Bewertung von Bürgerkompetenzen, deren Ziel die Entwicklung eines kritischen Denkens und einer aktiven Beteiligung an Schule und Gesellschaft ist. Für unternehmerische Kompetenz und für Computerkompetenz gibt es in den 31 Ländern, die an der Umfrage teilgenommen haben (27 EU-Mitgliedstaaten, Kroatien, Island, Norwegen und Türkei), überhaupt keine derartigen Verfahren. Im Bericht werden auch die Fortschritte bei der Vermittlung von sechs der acht Schlüsselkompetenzen in den Bereichen Wissen, Fähigkeiten und Einstellungen dargelegt, die auf EU-Ebene für lebenslanges Lernen definiert wurden.

Studie fordert stärkere Vermittlung von Computer- und unternehmerischer Kompetenz in der Schule

„Wir können nur dann wettbewerbsfähig bleiben und die Chancen der wissensbasierten Wirtschaft nutzen, wenn wir Kindern und jungen Menschen die dafür notwendigen – auch bereichsübergreifenden – Kompetenzen an die Hand geben,“ sagte die EU-Kommissarin für Bildung, Kultur, Mehrsprachigkeit und Jugend Androulla Vassiliou. „Diese Studie zeigt, wo noch Verbesserungen möglich sind und vor allem, was wir tun müssen, um unserer Jugend bessere Chancen zu eröffnen. ‚Neue Denkansätze für die Bildung‘, eine politische Initiative, die ich morgen einleiten werde, soll konkrete Vorschläge hierfür liefern.“

Bereichsübergreifende Kompetenzen werden im Allgemeinen im Rahmen anderer Fächer vermittelt, und die nationalen Lehrpläne der meisten Länder umfassen Computerkompetenz, unternehmerische Kompetenz und Bürgerkompetenz. Es ergibt sich jedoch ein ungleiches Bild. Neun Länder (Deutschland, Niederlande, Italien, Griechenland, Rumänien, Irland, Dänemark, Flämische Gemeinschaft in Belgien und Kroatien) sehen auf Grundschulniveau offiziell keine unternehmerische Bildung vor, Computerkompetenz hingegen wird mit Ausnahme von Kroatien in allen Ländern in der Grundschule vermittelt.

Überraschenderweise ist es an den Schulen noch immer unüblich, Computerkompetenz als Teil der Naturwissenschaften, Mathematik oder Sprachen zu vermitteln. Der Bericht zeigt, dass die Einbeziehung von Computer-, unternehmerischer oder staatsbürgerlicher Bildung in die Hauptfächer von den Schulen verlangt, dass sie ihre Art zu unterrichten ändern, und voraussetzt, dass einheitliche Lernziele und geeignete Bewertungsmethoden vereinbart und festgelegt werden.

Der Bericht enthält Analyseergebnisse für politische Entscheidungsträger und unterstützt den Ansatz der neuen Kommissionsstrategie „Neue Denkansätze für die Bildung“, die morgen (20. November) angenommen werden soll. Darin werden die Maßnahmen skizziert, die die Mitgliedstaaten treffen müssen, um sicherzustellen, dass die allgemeinen und beruflichen Bildungssysteme die für moderne Arbeitsplätze erforderlichen Kompetenzen vermitteln.

Hintergrund

Acht Schlüsselkompetenzen für lebenslanges Lernen in den Bereichen Wissen, Fähigkeiten und Einstellungen wurden im Jahr 2006 auf EU-Ebene definiert. Es handelt sich dabei um muttersprachliche Kompetenz, fremdsprachliche Kompetenz, mathematische Kompetenz und grundlegende naturwissenschaftlich-technische Kompetenz, Computerkompetenz, soziale Kompetenz und Bürgerkompetenz, Eigeninitiative und unternehmerische Kompetenz, Lernkompetenz, Kulturbewusstsein und kulturelle Ausdrucksfähigkeit.

Diese Kompetenzen sind im Hinblick auf die Erfordernisse des Arbeitsmarkts, des sozialen Zusammenhalts und der aktiven Bürgerschaft in einer wissensbasierten Gesellschaft von grundlegender Bedeutung. Dahinter steht auch der Wunsch nach größerer Flexibilität und Anpassungsfähigkeit, Zufriedenheit und Motivation. Der Bericht zeigt die Fortschritte bei der Vermittlung dieser Kompetenzen und enthält Vorschläge für Maßnahmen, durch die sichergestellt werden soll, dass Schul- und Berufsbildungseinrichtungen auf die sich ändernde Nachfrage nach Kompetenzen eingehen. Lernkompetenz sowie Kulturbewusstsein und kulturelle Ausdrucksfähigkeit wurden im Bericht nicht erfasst.

Der Bericht stellt Informationen aus sieben vor kurzem vom Eurydice-Netz veröffentlichten Berichten zusammen und deckt die Pflicht- und Sekundarschulbildung in den 31 untersuchten europäischen Ländern ab. Das Berichtsjahr ist 2011/2012.

Eurydice

Der Bericht wird im Auftrag der Kommission vom Eurydice-Netzwerk erstellt, dem 38 nationale Stellen in 34 Ländern angehören (EU-Mitgliedstaaten, Island, Kroatien, Liechtenstein, Norwegen, Schweiz, Serbien und Türkei). Eurydice wird von der EU-Exekutivagentur Bildung, Audiovisuelles und Kultur koordiniert und geleitet.